Freitag, 7. Januar 2011

Unsterbliche Geliebte // Immortal Beloved

6./7. Juli
am 6ten Juli , Morgends.
Mein Engel, mein alles, mein Ich. - nur einige Worte heute, und zwar mit Bleystift - (mit deinem) - erst bis morgen ist meine Wohnung sicher bestimt, welcher Nichtswürdige Zeitverderb in d.g (in dergleichen). - warum dieser tiefe Gram, wo die Nothwendigkeit spricht -
Kann unsre Liebe anders bestehn als durch Aufopferungen, durch nicht alles verlangen, kannst du es ändern, daß du nicht ganz mein, ich nicht ganz dein bin - Ach Gott blick in die schöne Natur und beruhige dein Gemüth über das müßende - die Liebe fordert alles und gantz mit recht, so ist es mir mit dir, dir mit mir - nur vergißt du so leicht, daß ich für mich und für dich leben muß, wären wir gantz vereinigt, du würdest dieses schmerzliche eben so wenig als ich empfinden -
 
meine Reise war schrecklich ich kam erst Morgens 4 Uhr gestern hier an, da es an Pferde mangelte, wählte die Post eine andere Reiseroute, aber welch schrecklicher Weg, auf der vorlezten Station warnte man mich bej nacht zu fahren, machte mir einen Wald fürchten, aber das Reizte mich nur - und ich hatte Unrecht, der Wagen musste bej dem schrecklichen Wege brechen, grundloß, bloßer Landweg, ohne 2 solche Postillione, wie ich hatte, wäre ich liegengeblieben
 
Unterwegs - Esterhazi (Fürst Esterhazy) hatte auf dem andern gewöhnlichen Wege hirhin dasselbe schicksal mit 8 Pferden, was ich mit vier. - jedoch hatte ich zum Theil wieder Vergnügen, wie imer, wenn ich was glücklich überstehe. - nun geschwind zum innern zum aüßern, wir werden unß wohl bald sehn, auch heute kann ich dir meine Bemerkungen nicht mittheilen, welche ich während dieser einigen Tage über mein Leben machte - wären unser Herzen imer dicht an einander, ich machte wohl d.g. die Brust ist voll dir viel zu sagen - Ach - Es gibt Momente, wo ich flnde daß die sprache noch gar nichts ist - erheitre dich - bleibe mein treuer eintziger schaz, mein alles, wie ich dir das übrige müßen die Götter schicken, was für unß sejn muß und sejn soll.

dein treuer ludwig.
 
 
Abends Montags am 6ten Juli
Du leidest du mein theuerstes Wesen - eben jezt nehme ich wahr daß die Briefe in aller Frühe aufgegeben werden müßen. Montags Donnerstags - die eintzigen Täge wo die Post von hier nach K. 
(Karlsbad) geht - du leidest - Ach, wo bin ich, bist du mit mir, mit mir und dir werde ich machen daß ich mit dir leben kann, welches Leben!!!! so!!!! ohne dich - Verfolgt von der Güte der Menschen hier und da, die ich mejne - eben so wenig verdienen zu wollen, als sie zu verdienen - Demuth des Menschen gegen den Menschen - sie schmerzt mich und wenn ich mich im zusamenhang des Universums betrachte, was bin ich und was ist der - den man den größten nennt - und doch - ist wieder hierin das Göttliche des Menschen - ich weine wenn ich denke daß du erst wahrscheinlich Sonnabends die erste Nachricht von mir erhältst - wie du mich auch liebst - stärker liebe ich dich doch - doch nie verberge dich vor mir - Gute Nacht - als Badender (Beethoven ist zur Kur dort) muß ich schlafen gehn - (folgen zwei ausgestrichene Worte) Ach GOTT - so nah! so weit! ist es nicht ein wahres Himels-Gebäude unsre Liebe - aber auch so fest, wie die Veste des Himels.
 
 
 guten Morgen am 7ten Juli -
schon im Bette drängen sich die Ideen zu dir meine Unsterbliche Geliebte, hier und da freudig, dann wieder traurig. Vom Schicksaale abwartend, ob es unß erhört - leben kann ich entweder nur gantz mit dir oder gar nicht, ja ich habe beschlossen in der Ferne so lange herum zu irren, bis ich in deine Arme fliegen kann, und mich ganz heimathlich bei dir nennen kann, meine Seele von dir umgeben ins Reich der Geister schicken kann - ja leider muß es sejn - du wirst dich fassen um so mehr, da du meine Treue gegen dich kennst, nie eine andre kann mein Herz besizen, nie - nie -
O GOTT warum sich entfernen müßen, was man so liebt und doch ist mein Leben in V.(Vienna = Wien) so wie jezt ein kümerliches Leben -
Deine Liebe macht mich zum glücklichsten und zum unglücklichsten zugleich in meinen Jahren jezt bedürfte ich einiger Einförmigkeit Gleichheit des Lebens - kann diese bej unserm Verhältniße bestehen? -
Engel, eben erfahre ich, daß die Post alle Tage abgeht - und ich muß daher schließen, damit du den B. gleich erhälst - sej ruhig, nur durch Ruhiges beschauen unsres Dasejns können wir unsern Zweck zusamen zu leben erreichen -
sej ruhig - liebe mich - heute - gestern - Welche Sehnsucht mit Thränen nach dir - dir - dir - mein Leben mein alles - leb wohl - o liebe mich fort - verken nie das treuste Herz
deines Geliebten
L.

ewig dein
ewig mein
ewig unß


July 6, in the morning
      My angel, my all, my very self - Only a few words today and at that with pencil (with yours) - Not till tomorrow will my lodgings be definitely determined upon - what a useless waste of time - Why this deep sorrow when necessity speaks - can our love endure except through sacrifices, through not demanding everything from one another; can you change the fact that you are not wholly mine, I not wholly thine - Oh God, look out into the beauties of nature and comfort your heart with that which must be - Love demands everything and that very justly - thus it is to me with you, and to your with me. But you forget so easily that I must live for me and for you; if we were wholly united you would feel the pain of it as little as I - My journey was a fearful one; I did not reach here until 4 o'clock yesterday morning. Lacking horses the post-coach chose another route, but what an awful one; at the stage before the last I was warned not to travel at night; I was made fearful of a forest, but that only made me the more eager - and I was wrong. The coach must needs break down on the wretched road, a bottomless mud road. Without such postilions as I had with me I should have remained stuck in the road. Esterhazy, traveling the usual road here, had the same fate with eight horses that I had with four - Yet I got some pleasure out of it, as I always do when I successfully overcome difficulties - Now a quick change to things internal from things external. We shall surely see each other soon; moreover, today I cannot share with you the thoughts I have had during these last few days touching my own life - If our hearts were always close together, I would have none of these. My heart is full of so many things to say to you - ah - there are moments when I feel that speech amounts to nothing at all - Cheer up - remain my true, my only treasure, my all as I am yours. The gods must send us the rest, what for us must and shall be -
Your faithful LUDWIG

Evening, Monday, July 6
      You are suffering, my dearest creature - only now have I learned that letters must be posted very early in the morning on Mondays to Thursdays - the only days on which the mail-coach goes from here to K. - You are suffering - Ah, wherever I am, there you are also - I will arrange it with you and me that I can live with you. What a life!!! thus!!! without you - pursued by the goodness of mankind hither and thither - which I as little want to deserve as I deserve it - Humility of man towards man - it pains me - and when I consider myself in relation to the universe, what am I and what is He - whom we call the greatest - and yet - herein lies the divine in man - I weep when I reflect that you will probably not receive the first report from me until Saturday - Much as you love me - I love you more - But do not ever conceal yourself from me - good night - As I am taking the baths I must go to bed - Oh God - so near! so far! Is not our love truly a heavenly structure, and also as firm as the vault of heaven?

Good morning, on July 7
      Though still in bed, my thoughts go out to you, my Immortal Beloved, now and then joyfully, then sadly, waiting to learn whether or not fate will hear us - I can live only wholly with you or not at all - Yes, I am resolved to wander so long away from you until I can fly to your arms and say that I am really at home with you, and can send my soul enwrapped in you into the land of spirits - Yes, unhappily it must be so - You will be the more contained since you know my fidelity to you. No one else can ever possess my heart - never - never - Oh God, why must one be parted from one whom one so loves. And yet my life in V is now a wretched life - Your love makes me at once the happiest and the unhappiest of men - At my age I nedd a steady, quiet life - can that be so in our connection? My angel, I have just been told that the mailcoach goes every day - therefore I must close at once so that you may receive the letter at once - Be calm, only by a clam consideration of our existence can we achieve our purpose to live together - Be calm - love me - today - yesterday - what tearful longings for you - you - you - my life - my all - farewell. Oh continue to love me - never misjudge the most faithful heart of your beloved.
L.

ever thine
ever mine
ever ours

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen